Klimabrief
Stimm für mich – Enkel schreiben an ihre Großeltern
Der Klimastreik naht und mit ihm die Bundestagswahl.
Eine Wahl, die in Anbetracht der Dringlichkeit der Klimakrise eine sehr wichtige Wahl ist.
Doch viele derer, die die Entscheidungen der nächsten Bundesregierung tragen müssen, dürfen noch gar nicht wählen.
Daher haben wir einen Brief, stellvertretend für die junge Generation an die Großeltern, verfasst und bitten euch, diesen zu teilen. Im Folgenden stellen wir den Brief in seiner Gänze vor.
Klimabrief an die Großeltern und Eltern
Liebe Oma, lieber Opa, liebe Großeltern und Eltern,
du weißt ja, dass Wahlen die Richtung beeinflussen, in die unser Land zukünftig gehen wird. Eine Zukunft, die umso mehr beeinflusst wird, desto wichtiger die Entscheidungen sind, die in den nächsten vier Jahren getroffen werden.
Solch eine entscheidende Wahl steht nun an!
Die nächste Regierung muss endlich die Weichen für mehr Klimaschutz stellen, nachdem wir die letzten 50 Jahre abgewartet haben.
Auf bedrückende Weise sehen wir gerade, welche Macht die Natur über uns hat. Wie schnell ganze Landstriche nach anhaltender Trockenheit in Flammen aufgehen. In anderen Teilen der Erde schmelzen riesige Eisflächen, einige Teile der Welt sind unbewohnbar durch die enorme Hitze geworden. Und Permafrostböden, die seit der letzten Eiszeit dauerhaft CO2 binden, tauen auf.
Ich will ehrlich zu dir sein. Ich habe Angst!
Denn die Klimakrise spielt sich nicht so weit entfernt auf der Welt ab, dass es uns nicht erreicht. Die Flutkatastrophen der letzten Wochen haben uns gezeigt, dass auch wir mitten in der Krise sind. Auch Corona zeigt uns immer wieder aufs Neue, dass die Welt so global miteinander verwoben ist, dass weit entfernte Katastrophen auch immer Auswirkungen hier bei uns haben werden.
Und was geschieht, wenn ganze Inselgruppen untergehen, Wüsten sich ausbreiten und all die Menschen in das geographisch ruhig gelegene Europa wollen, will ich mir lieber nicht vorstellen. Die Flüchtlingsströme werden hundert Mal stärker ausfallen als 2015, und viele Menschen werden wohl an unseren Grenzen zurückgewiesen werden, weil wir sie nicht nach Europa rein lassen wollen. Die sozialen Unruhen, die durch Dürre und Hungersnöte die Menschen aus ihrer Heimat treiben werden, haben das Potential, sich zu einem globalen Krieg zu entwickeln.
Doch es gibt noch Hoffnung. Wenn wir es weltweit schaffen, unseren Treibhausgasausstoß soweit zu minimieren, dass die Erderhitzung deutlich unter 2 Grad bleibt, dann lässt sich das Schlimmste noch abwenden.
Doch obwohl wir seit den 1970-er Jahren wissen, auf welchen Abgrund wir zusteuern, sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht die Maßnahmen ausreichend angegangen worden, die nötig gewesen wären. Das Gegenteil ist gar der Fall!
Die Regierung, die die letzten 16 Jahre in Deutschland an der Macht war, hat im europäischen Raum sogar aktiv verhindert, dass meine Generation und die nach uns eine lebenswerte Zukunft haben werden.
So haben sie massiv den Ausbau erneuerbarer Energien, die notwendig sind, um nachhaltigen Strom zu produzieren, ausgebremst, stattdessen aber den Kohleausstieg verschleppt und das unwirtschaftlich gewordene Verbrennen der Kohle den Konzernen noch mit hohen Ausgleichszahlungen vergoldet, was ich als künftiger Steuerzahler oder künftige Steuerzahlerin bezahlen muss. Weiterhin halten sie auch nach Abgasaffäre an Diesel und Benzinern fest, auch wenn offensichtlich ist, dass die Ära sich dem Ende zuneigt, und behindern stattdessen den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel. Und auch in der Agrarpolitik wird weiterhin an der Massentierhaltung festgehalten, auch wenn unlängst bekannt ist, dass eine Kuh allein im Jahr so viel klimaschädliche Gase ausstößt, als würde man im gleichen Zeitraum 15.000 Kilometer mit dem Auto fahren.
Dass es der Regierung nicht um Jobs und die Menschen, sondern nur um die Wirtschaft und Geld geht, wurde eindrucksvoll ersichtlich, als sie um 2015 rum 60.000 Menschen hängen ließ, als sie den Aufschwung der Solarindustrie stoppte, aber 16.000 Arbeitsplätz in der Kohleindustrie als Grund vorschob, um diese weiterhin zu subventionieren.
Was ich mir von unserer Gesellschaft und der Regierung wünsche, ist, dass sie die Zeichen der Zeit erkennt und nicht am ewigen Gestern klammert. Dass sie die Klimakrise nicht nur auf dem Papier erkennt, sondern auch der enormen Dringlichkeit nach angemessen handelt. Dass sie unsere Gesellschaft eint und nicht immer weiter in arm und reich spaltet. Dass sie den grünen Aufschwung unterstützt und so Arbeitsplätze hier in Deutschland schafft und vor Allem, dass sie auch an morgen denkt. Damit wir noch die Chance haben, unsere Zukunft selbst zu gestalten und nicht von der Klimakrise entschieden wird, wie es weiter geht.
Wie du weißt, darf ich noch nicht wählen. Ich darf noch keinen Einfluss auf meine eigene Zukunft ausüben. Dieses Privileg und diese Verantwortung werden vielen anderen Menschen zugeschrieben, die meine Zukunft nicht mehr miterleben werden. Daher bitte ich dich, für mich und meine Zukunft zu wählen; dich mit den Parteien und deren Zielen zu beschäftigen und dein Kreuz einer zukunfts- und klimagerechten Partei zu geben.
Deine Stimme zählt!
Danke, dass du an mich denkst und nur mein Bestes im Sinn hast eure Enkel und Enkelinnen im Namen der nicht wahlberechtigten Generationen